Montag, 26. September 2005

26.09.05

Gesendet: Montag, 26. September 2005 23:45Betreff: 26.09.05

Hallo,
mein Mund wird langsam besser, leider beeinträchtigt die viele (naja, halbwegs, vergesse es dauernd, daher auch ein Zeichen, dass es besser wird) Mundspülerei meine Geschmacksnerven. Schmeckt halt alles nach Mundspülung.
Mit meiner Mama hab ich wieder einen schönen Spaziergang gemacht, schön, dass auch heute wieder die Sonne geschienen hat.

Heute Abend hatte ich dann ein interessantes, an- und aufregendes Beratungsgespräch bei einem Frauenarzt. Nachdem ich so lange gebraucht habe, um mich für eine der Therapiearten zu entscheiden, habe ich mich sicherheitshalber bezüglich der Familienplanung noch beraten lassen.

Eigentlich habe ich einen Beratungstermin vereinbart, um sicher zu gehen, was mir fast schon klar war, ich aber von einem Fachmann noch mal bestätigt haben wollte.
Schon vor der chemotherapeutischen Behandlung hatte Prof. Bentz mir angeraten, mich darüber zu informieren, aber auch im Groben erklärt, was es mit sich bringen würde.
Es geht um die Familienplanung. Es ist zu befürchten, dass ich nach der ganzen Behandlung nur sehr eingeschränkt bis gar nicht davon ausgehen kann, noch Kinder zu bekommen. Professor Bentz teilte damals mit, dass man Eizellen eingefrieren könne. Dazu wäre es notwendig, die Eizellproduktion hormonell zu stimmulieren und dann die Eizellen zu entnehmen. Man sprach von einer 4wöchigen Prozedur mit täglichen Spritzen und hormoneller Belastung. Zum damaligen Zeitpunkt war mir das wirklich nicht wichtig, da ich mich durch die vielen vergrößerten Lymphknoten eher um meinen Gesundheitszustand gesorgt hatte als ums Kinderkriegen.

Da ich inzwischen alles andere für mich soweit abgeklärt habe, konnte ich mich nun doch auch damit beschäftigen. Da ich inzwischen irgendwie auch sicherer geworden bin in der Annahme, dass alles gut wird, will ich mir in fünf Jahren nicht vorwerfen, ich hätte mich zu wenig informiert. Daher der Termin heute.

Kurz und knapp: eine Eizellentnahme und das anschließende Eingefrieren würde der Arzt unter Anbetracht der schon laufenden Chemotherapie nicht für sinnvoll betrachten, da in keinster Weise gesagt ist, ob die Geschichte funktionieren würde. Die einzige Möglichkeit, die er für irgendwie noch sinnvoll betrachten würde, wäre, wenn man Eizellen entnimmt und diese sogleich befruchtet. Dann könne man sehen, ob zumindest das funktioniert und die Geschichte dann eingefrieren. Ob sich daraus dann Leben entwickeln würde, wäre ich wieder „vollkommen“ gesund, könne immer noch nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Wie, befruchtete Eizellen? Grundsätzlich war ich sowie Marcus davon ausgegangen, dass es sich um einen Beratungstermin handelt, der sich ausschließlich mit mir und meiner Gesundheit und der späteren Fruchtbarkeit befasst. Dass Marcus so mit ins Spiel kommt und unsere Beziehung unter diesem Aspekt auf den Prüfstand gestellt wurde: „wie tragfähig ist ihre Beziehung“ (so der Arzt)? Das hat uns beide sehr überrascht (am Telefon hatte der Arzt nur gefragt, ob ich einen Partner hätte, warum er das gefragt hat, hat er mir nicht erklärt) Im Nachhinein erschien es zumindest mir irgendwie sinnvoll, dass auch Marcus seine Versichertenkarte vorlegen musste. Da Marcus vorher deswegen doch etwas empört nachgefragt hatte und der Arzt dies nicht so lustig fand, war er Marcus gegenüber leider voreingenommen. Naja, irgendwie konnte das „Missverständnis“ halbwegs ausgeräumt werden.

Allerdings kann man befruchtete Eizellen eigentlich nur bei Ehepaaren eingefrieren lassen oder bei Paaren, die eben von vorneherein sofort beide sagen, dass sie dies wollen. (Darüber haben wir uns halt im Moment nicht beschäftigt, wieso denn auch?) Und interessanterweise gibt es dann noch eine Ethikkommission, die hierzu die Zustimmung geben muss (was übrigens auch Wochen dauern kann, laut Arzt). Abgesehen davon ist es bei unverheirateten Paaren eine kostspielige Sache, da die Kasse wenig oder fast keine Kosten hierfür übernimmt. Dass die Geschichte formal auch hochkompliziert und zeitintensiv sein würde, hatte ich ebenso nicht erwartet.

Das Ganze scheint mir relativ aufwendig und anstrengend (viele Hormone, tägliche Spritzen und dann noch die psychische Anstrengung ob erstmal das mit der Befruchtung klappt), daher hab ich mich dagegen entschieden, nicht ohne die Geschichte noch mal mit Marcus zu besprechen. Ich bin froh, dass wir beide der gleichen Ansicht sind (ein wenig hatten wir auch schon vorher drüber gesprochen) und ich bin trotzdem auch sehr froh, dass Marcus dabei war und mich unterstützt hat. Ich darf eigentlich nicht immer schreiben, wie toll ich ihn finde, aber das könnt Ihr ja auch so raus lesen, oder J ?

So, das ist jetzt mal wieder eine lange mail geworden, ich hoffe, es war verständlich.
Wünsche Euch eine schöne Woche, auch wenn jetzt schon Dienstag ist.

Liebe Grüße
Tanja

P.S. Ich hab mir überlegt, dass Lachen gesund ist und daher würde ich mir wünschen, dass Ihr mir, wenn ich in Ulm bin, Witze schickt. Da ich nicht weiß, wie es sich technisch dort anlässt, will ich tatsächlich nur Witze, die man in der Mail unterbringen kann, bitte keine Anhänge. Und wenn Ihr wollt, könnt Ihr schon mal anfangen und üben, dass es dann auch klappt. Vielen Dank
P.S.S. Ich weiß nicht, ob es jetzt noch Ü-Eier mit SpongeBobs gibt, ich will aber jetzt schon mal Danke fürs Essen sagen und die Aktion beenden, da ich schon eine komplette Serie habe. Vielen vielen Dank vor allem an Georg, der war ganz besonders fleißig und hat wohl sämtliche Kollegen gleich mit gemästet.