Freitag, 30. September 2005

30.09.05

Gesendet: Freitag, 30. September 2005 11:34Betreff: 30.09.05

Hallole,
will mich nur noch mal kurz vor dem Wochenende melden und berichten, dass ich eigentlich wieder alles essen kann ohne dass mir der Mund weh tut. Die Psychologin hab ich leider noch nicht erreicht, dafür habe ich mit der Klinik in Ulm telefoniert um zu fragen, wie das mit meinem Bruder abläuft. Die dortige Koordinatorin war sehr nett und versprach, dass sie alles berücksichtigen wird.

Außerdem ist das Wetter heute wieder so gut, dass ich mich auf einen Spaziergang freue und dann meiner Mama ihr neues Auto mit abholen darf.

Auf jeden Fall will ich euch ein tolles langes Wochenende wünschen und hoffe, dass ihr viel Spaß habt.

Liebe Grüße
Tanja

Mittwoch, 28. September 2005

28.09.05

Gesendet: Mittwoch, 28. September 2005 21:36Betreff: 28.09.05

Hallole,
eigentlich wollte ich erst morgen schreiben, wenn ich auch meine aktuellen Blutwerte weiß, da Marcus aber noch neben mir sitzt und arbeitet, kann ich ja auch mit dem Notebook auf meinen Knien schreiben und denken, ich würde was wichtiges tun. Naja, tu ich ja auch, Ihr seid ja schließlich auch wichtig, vor allem für mich.
Vielleicht kommt Ihr ja auch mal in einem Buch vor, denn eigentlich könnte ich ein Buch darüber schreiben, was so alles passiert. Aber nur, wenn es ein Happy End hat. Nee, ernsthaft habe ich mir überlegt, die Mails dann mal in einem Heftchen zusammen zu fassen, was anderen Betroffenen helfen kann. Wenn man sieht, dass man nicht alleine ist, tut das immer irgendwie gut.
Das blöde bei mir ist, dass die Krankheit ja eigentlich nur ältere Mitmenschen betrifft, die haben z.B. schon Kinder. Allerdings bringt das dann natürlich wieder andere Sorgen und Ängste mit sich. Naja, ich fand es schon hilfreich zu lesen, wie andere Menschen mit ihrer Angst umgehen, egal welche lebensbedrohende Diagnose sie erhalten haben. Und vor allem wie viel Hoffnung und Glauben an die Genesung man aufbringen kann.

Wenn ich mich viel damit beschäftige, also entsprechende Literatur lese und auch Entspannungs/Visualisierungsübungen mache, dann kommt es mir so vor, als würde ich mich fleißig auf eine Prüfung vorbereiten. Und mit guter Vorbereitung muss man weniger Angst haben, man hat ein gutes Gefühl. Klar, Prüfungen können auch mal daneben gehen, aber im Vorfeld ist eine gute Vorbereitung immer wichtig. Nur ist es leider so, dass ich andererseits auch zu faul dazu bin oder vielleicht gar mein Geist mal ein wenig Abstand davon braucht, was dafür bewirkt, dass sich die Angst so hinterrücks wieder einschleicht und mir sozusagen von hinten auf die Schulter klopft.

Es hilft mir immer, wenn ich das dann anspreche oder schreibe, zu erst muss ich es erkennen, aber wenn ich es dann in Worte fassen kann, dann wird es gleich besser. Habe mir aber heute beim Doc auch die Adresse einer Psychoonkologin geben lassen, so wie ich gelesen habe, kann es vor allem nach der Transplantation hilfreich sein, wenn man sich auch auf dieser Seite unterstützen lässt. Es heißt dann auch somato-psychisch und nicht psychosomatisch, habe ich heute gelesen-gelernt.

Habe mir heute auch wieder die Zoladex-Spritze geben lassen (die Arzthelferin war wieder ganz mitleidend wegen der großen Kanüle, hab ihr aber erklärt, dass ich mir inzwischen extra ein bisschen mehr Fett am Bauch zu gelegt habe, damit´s nicht so weh tut J), mit dieser Spritze ist das Thema vom Montag somit abgeschlossen. Richtigerweise hatte ich damit gewartet, falls ich nämlich in Richtung Eizellentnahme hätte was unternehmen wollen, wäre die so frisch unter die Haut geschoben, so zu sagen im Weg gewesen. Morgen werde ich dann mal beim Frauenarzt anrufen und ihm das mitteilen.

So, das ist ja auch schon wieder eine ganz schön lange Mail geworden, damit ich Euch nicht allzu lange aufhalte, mach ich mal Schluss für heute.
Hab Euch lieb
Gruß
Tanja

Montag, 26. September 2005

26.09.05

Gesendet: Montag, 26. September 2005 23:45Betreff: 26.09.05

Hallo,
mein Mund wird langsam besser, leider beeinträchtigt die viele (naja, halbwegs, vergesse es dauernd, daher auch ein Zeichen, dass es besser wird) Mundspülerei meine Geschmacksnerven. Schmeckt halt alles nach Mundspülung.
Mit meiner Mama hab ich wieder einen schönen Spaziergang gemacht, schön, dass auch heute wieder die Sonne geschienen hat.

Heute Abend hatte ich dann ein interessantes, an- und aufregendes Beratungsgespräch bei einem Frauenarzt. Nachdem ich so lange gebraucht habe, um mich für eine der Therapiearten zu entscheiden, habe ich mich sicherheitshalber bezüglich der Familienplanung noch beraten lassen.

Eigentlich habe ich einen Beratungstermin vereinbart, um sicher zu gehen, was mir fast schon klar war, ich aber von einem Fachmann noch mal bestätigt haben wollte.
Schon vor der chemotherapeutischen Behandlung hatte Prof. Bentz mir angeraten, mich darüber zu informieren, aber auch im Groben erklärt, was es mit sich bringen würde.
Es geht um die Familienplanung. Es ist zu befürchten, dass ich nach der ganzen Behandlung nur sehr eingeschränkt bis gar nicht davon ausgehen kann, noch Kinder zu bekommen. Professor Bentz teilte damals mit, dass man Eizellen eingefrieren könne. Dazu wäre es notwendig, die Eizellproduktion hormonell zu stimmulieren und dann die Eizellen zu entnehmen. Man sprach von einer 4wöchigen Prozedur mit täglichen Spritzen und hormoneller Belastung. Zum damaligen Zeitpunkt war mir das wirklich nicht wichtig, da ich mich durch die vielen vergrößerten Lymphknoten eher um meinen Gesundheitszustand gesorgt hatte als ums Kinderkriegen.

Da ich inzwischen alles andere für mich soweit abgeklärt habe, konnte ich mich nun doch auch damit beschäftigen. Da ich inzwischen irgendwie auch sicherer geworden bin in der Annahme, dass alles gut wird, will ich mir in fünf Jahren nicht vorwerfen, ich hätte mich zu wenig informiert. Daher der Termin heute.

Kurz und knapp: eine Eizellentnahme und das anschließende Eingefrieren würde der Arzt unter Anbetracht der schon laufenden Chemotherapie nicht für sinnvoll betrachten, da in keinster Weise gesagt ist, ob die Geschichte funktionieren würde. Die einzige Möglichkeit, die er für irgendwie noch sinnvoll betrachten würde, wäre, wenn man Eizellen entnimmt und diese sogleich befruchtet. Dann könne man sehen, ob zumindest das funktioniert und die Geschichte dann eingefrieren. Ob sich daraus dann Leben entwickeln würde, wäre ich wieder „vollkommen“ gesund, könne immer noch nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Wie, befruchtete Eizellen? Grundsätzlich war ich sowie Marcus davon ausgegangen, dass es sich um einen Beratungstermin handelt, der sich ausschließlich mit mir und meiner Gesundheit und der späteren Fruchtbarkeit befasst. Dass Marcus so mit ins Spiel kommt und unsere Beziehung unter diesem Aspekt auf den Prüfstand gestellt wurde: „wie tragfähig ist ihre Beziehung“ (so der Arzt)? Das hat uns beide sehr überrascht (am Telefon hatte der Arzt nur gefragt, ob ich einen Partner hätte, warum er das gefragt hat, hat er mir nicht erklärt) Im Nachhinein erschien es zumindest mir irgendwie sinnvoll, dass auch Marcus seine Versichertenkarte vorlegen musste. Da Marcus vorher deswegen doch etwas empört nachgefragt hatte und der Arzt dies nicht so lustig fand, war er Marcus gegenüber leider voreingenommen. Naja, irgendwie konnte das „Missverständnis“ halbwegs ausgeräumt werden.

Allerdings kann man befruchtete Eizellen eigentlich nur bei Ehepaaren eingefrieren lassen oder bei Paaren, die eben von vorneherein sofort beide sagen, dass sie dies wollen. (Darüber haben wir uns halt im Moment nicht beschäftigt, wieso denn auch?) Und interessanterweise gibt es dann noch eine Ethikkommission, die hierzu die Zustimmung geben muss (was übrigens auch Wochen dauern kann, laut Arzt). Abgesehen davon ist es bei unverheirateten Paaren eine kostspielige Sache, da die Kasse wenig oder fast keine Kosten hierfür übernimmt. Dass die Geschichte formal auch hochkompliziert und zeitintensiv sein würde, hatte ich ebenso nicht erwartet.

Das Ganze scheint mir relativ aufwendig und anstrengend (viele Hormone, tägliche Spritzen und dann noch die psychische Anstrengung ob erstmal das mit der Befruchtung klappt), daher hab ich mich dagegen entschieden, nicht ohne die Geschichte noch mal mit Marcus zu besprechen. Ich bin froh, dass wir beide der gleichen Ansicht sind (ein wenig hatten wir auch schon vorher drüber gesprochen) und ich bin trotzdem auch sehr froh, dass Marcus dabei war und mich unterstützt hat. Ich darf eigentlich nicht immer schreiben, wie toll ich ihn finde, aber das könnt Ihr ja auch so raus lesen, oder J ?

So, das ist jetzt mal wieder eine lange mail geworden, ich hoffe, es war verständlich.
Wünsche Euch eine schöne Woche, auch wenn jetzt schon Dienstag ist.

Liebe Grüße
Tanja

P.S. Ich hab mir überlegt, dass Lachen gesund ist und daher würde ich mir wünschen, dass Ihr mir, wenn ich in Ulm bin, Witze schickt. Da ich nicht weiß, wie es sich technisch dort anlässt, will ich tatsächlich nur Witze, die man in der Mail unterbringen kann, bitte keine Anhänge. Und wenn Ihr wollt, könnt Ihr schon mal anfangen und üben, dass es dann auch klappt. Vielen Dank
P.S.S. Ich weiß nicht, ob es jetzt noch Ü-Eier mit SpongeBobs gibt, ich will aber jetzt schon mal Danke fürs Essen sagen und die Aktion beenden, da ich schon eine komplette Serie habe. Vielen vielen Dank vor allem an Georg, der war ganz besonders fleißig und hat wohl sämtliche Kollegen gleich mit gemästet.

Freitag, 23. September 2005

23.09.05

Gesendet: Freitag, 23. September 2005 13:22Betreff: 23.09.05

Hallole,
da ich gestern so fleißig unterwegs war, bin ich heute nicht so fit und werde, nach einem morgendlichen Spaziergang mit meiner Mama durch den Schlossgarten auf der Couch bleiben. Ah, muss noch kurz zur Apotheke und meine Mundspüllösung holen, die ich diesmal ohne Alkohol bestellt habe. Als Entschädigung hab ich dann eine Handcreme dafür bekommen J
Schlimmer ist es zum Glück nicht geworden in meinem Mund, viel besser allerdings auch nicht, aber das wird.

Auf jeden Fall wünsche ich Euch, alle die es noch erreicht, ein wunderschönes Wochenende, genießt es. Jeden Tag. So als wär´s der letzte.
J

Tanja

22.09.05

Von: Tanja Dopf [mailto:tanja.dopf@web.de] Gesendet: Donnerstag, 22. September 2005 21:13
Betreff: 22.09.05

Hallole,
bin ganz glücklich, war heute eine schöne Runde mit Esther spazieren, das Wetter ist echt genial und den Herbst mochte ich schon immer.
Meine Mundschleimhaut, habe ich das Gefühl wird eher schlimmer als besser. Daher habe ich mir in der Apotheke auch gleich eine Mundspüllösung besorgt, die im Krankenhaus ganz gut geholfen hat. Leider hab ich nicht darauf geachtet, dass es eine Spülung sein sollte, die keinen Alkohol enthält (das es zwei gleichlautende Präparate mit und ohne Alkohol geben könnte, darauf bin ich nicht gekommen). Diese tut es wohl, was ich allerdings auch erst beim Spülen gemerkt habe, uiii, das war leicht schmerzhaft.

Aber immer noch: wenn das alles ist, dann bin ich immer noch froh und genieße, dass ich unbeschwert und ohne große Anstrengungen eine Runde Spazieren gehen kann (davon abgesehen war ich heute Morgen schon 10 Min. auf dem Stepper und hab auch ein bisschen meine Buchmuskeln trainiert). Aber jetzt bin ich auch wirklich froh über meine Couch.

Bisher kann ich sagen, dass ich schon ganz viel aus den letzten Wochen und Monaten gelernt habe, über mich, darüber, dass Krebs nicht gleich Krebs ist, dass dies nicht gleich ein Ende bedeutet und dass Chemotherapie auch nicht gleich Chemotherapie ist und nicht sofort mich körperlicher Schwäche, Übelkeit und sofortigem Haarverlust einhergehen muss. Glücklicherweise habe ich das auch gleich so von den Ärzten erzählt bekommen und daher nicht so viel Angst gehabt. Denn ich habe auch schon viel über die Kraft der Gedanken gelernt, und dass bei Studien festgestellt wurde, dass es Patienten gibt, denen schon auf dem Weg zur Chemo schlecht wird, weil sie genau dies erwarten.

Soviel für heute, liebe Grüße
Tanja

Mittwoch, 21. September 2005

21.09.05

Von: tanja.dopf@web.de [mailto:tanja.dopf@web.de] Gesendet: Mittwoch, 21. September 2005 23:18
Betreff: 21.09.05

Hallole,
ja, bin doch tatsächlich seit drei wieder zu Hause. Glücklicherweise ging es heute relativ schnell mit der Chemo, gestern musste ich ja ganz schön lange immer mal wieder auf die verschiedenen Beutel warten. Also noch mal zur Verdeutlichung: erst ein Beutel Chemie (vergesse immer noch, was es genau ist), ungefähr 250 ml, dann ein Liter Wasser, dann wieder Chemo (400 ml) und dann noch mal Wasser, einen Liter. Insgesamt dauert das 3 Std.

Die Chemo muss immer von einem Arzt angehängt werden, bis der dann zweimal da war und auch die Schwester das Wasser angehängt hat, hat es gestern über 5 STd. gedauert. Heute nur 3,5. Und die Blasenschutzspritze haben sie inzwischen verdünnt und die tut jetzt gar nicht mehr weh.

Dafür hab ich jetzt das erste mal Probleme mit meiner Mundschleimhaut, genauer gesagt mit dem Gaumen, da ist eine offene Stelle, die recht schmerzhaft ist. Muss halt spülen und hoffen, dass es bald wieder heilt. Aber so was (nicht ganz so groß) hatte ich früher auch schon. Geht auch noch.

Und ich habe gemerkt, dass man tatsächlich auch immer selbst Verantwortung übernehmen muss, denn wo Menschen arbeiten, können Fehler passieren. Gestern hätte ich fast einen Liter Wasser zu wenig bekommen (keinen Vorlauf) und heute die falschen Tabletten.

Eigentlich fühle ich mich diesmal auch schon recht fit, hab heute schon ans Radfahren gedacht, aber nur gedacht, keine Sorge. Bestimmt bin ich morgen müder als erwartet.

So, noch mal vielen Dank fürs Daumendrücken
Liebe Grüße
Tanja

Dienstag, 20. September 2005

20.09.05

Von: Tanja Dopf [mailto:tanja.dopf@web.de] Gesendet: Dienstag, 20. September 2005 22:16
Betreff: 20.09.05

Hallole,
bin auch heute zuversichtlich, dass ich diese Behandlung gut vertrage. Leider ist mein Zugang, den ich diesmal aufs erste Mal gelegt bekommen habe, für morgen wahrscheinlich nicht mehr tauglich, aber das macht nix. Dieses eine Mal für Karlsruhe werde ich auch noch rumkriegen. In Ulm bekomme ich dann tatsächlich einen dauerhaften Zugang, einen so genannten Hickmankatheder über den man sogar Blutabnehmen kann. Und den muss ich auch nach der Behandlung noch behalten, das stell ich mir echt blöd vor, aber das mit dem Blutabnehmen ist dann zumindest ein Vorteil. Und ich glaube, man sieht das auch nicht.

Soviel für heute, danke fürs Daumendrücken und für die Mails, da freue ich mich immer arg drüber
Ganz liebe Grüße
Tanja

Montag, 19. September 2005

19.09.05

Von: tanja.dopf@web.de [mailto:tanja.dopf@web.de] Gesendet: Montag, 19. September 2005 21:59
Betreff: 19.09.05

Hallole,
bin zu meiner 3. Chemobehandlung wieder im Krankenhaus.
Bekomme gerade (21.00 Uhr) noch Chemie und das wahrscheinlich noch min. 2 Stunden, aber bisher hab ich alles gut vertragen und da ich heute Chemo und Antikörper bekomme, bin ich vielleicht nur bis Mittwoch hier, das wär auch mal nicht schlecht.

Hoffe, Ihr habt meine letzte Mail gut vertragen. Anscheinend war sie doch recht deutlich? Aber nun wisst Ihr Bescheid J

Ganz liebe Grüße
Tanja

Donnerstag, 15. September 2005

15.09.05

Von: Tanja.Dopf@web.de [mailto:Tanja.Dopf@web.de] Gesendet: Freitag, 16. September 2005 00:14
Betreff: 15.09.05

Hallo,
hier mal eine erste Meldung vom Starnberger See, wo Marcus und ich es uns gut gehen lassen.

Der Termin an der Uniklinik war für mich okay. Prof. Bunjes hat mich bzw. uns sehr gut beraten und informiert. Letztenendes hat sich die Situation dadurch aber kaum verändert.
Es gibt die Möglichkeit die Krankheit im Moment durch die Chemotherapie zurückzudrängen, lange wird dies aber nicht anhalten. Auf Grund der zytogenetischen Untersuchung kann man davon ausgehen, dass dies für max. 5 Jahre helfen kann.
Die autologe Stammzellentransplantation (Transplantation mit eigenen Stammzellen) kann die Krankheit etwas länger zurückdrängen. Lt. Prof. Bunjes sind nach seiner Erfahrung alle autolog Transplantierten innerhalb von 5-8 Jahren wiedergekommen, weil sich die Krankheit wieder gezeigt hat.

Und dann eben die allogene Stammzellentransplantation (SZT), die eine Chance der scheinbaren Heilung birgt. Scheinbar deshalb, weil es noch keine Langzeiterfahrung hierzu gibt. Bei 67% der behandelten scheint dies der Fall zu sein. Bei 80% scheint die Behandlung ohne größere Probleme zu verlaufen. Bei 10% musste ein Rückfall festgestellt werden und weitere 10% verstarben auf Grund von aufgetretenen Folgeerscheinungen der Transplantation (dazu gehören schwer verlaufende Lungenentzündungen oder sonstige Infektionen, die von außen oder gar von innen kommen, die noch im Körper „geschlummert“ haben).

Auf einen Nenner gebracht kann ich mich entscheiden zwischen dem risikoreichen Weg der allogenen Stammzellentransplantation, der Chancen und Risiken mit sich bringt oder
Ich verschaffe mir durch eine der zwei ersten Behandlungsmöglichkeiten zumindest ein paar „ungefährliche“ (aber nie gesunden) Jahre, die mir fehlen würden, sollte es bei der ersten Möglichkeit zum Schlimmsten kommen.

Nur Chemotherapie ist mir zu wenig, da kann es auch schon nach zwei Jahren zu einem Rezidiv (Rückfall) kommen und ich würde eigentlich die ganze Zeit genau das befürchten.
Die autologe SZT bringt mindestens genauso viele Strapazen (nicht Gefahren) mit sich wie die allogene SZT und ob sich das für 5-8 Jahre lohnt?

Die allogene Stammzellentransplantation ist daher der Weg, den ich gehen möchte.

Die wichtigsten Gründe für meine Entscheidung:
- die Voraussetzungen für einen risikoreichen Eingriff sind jetzt am Besten. Habe eine tolle, gesunde Familie hinter mir, die mich mit allen Möglichkeiten unterstützt. Habe einen tollen Freund, der alle Entscheidungen mitträgt, mich tröstet, aufmuntert und mir einfach gut tut. Meine Gesundheit ist ansonsten noch nicht durch diverse Behandlungen oder Krankheiten geschädigt und mein Bruder als geeigneter Spender ist gesund und munter und bereit zur Spende. Und Ihr drückt mir alle die Daumen. Ich weiß nicht, wie die Situation in 5-8 Jahren aussieht oder noch später, wenn ich dann tatsächlich nicht mehr um diese Behandlung rumkomme.

- Die Strapazen bei einer autologen SZT sind die gleichen, wenn nicht gar noch höher. Laut Prof. Bunjes handelt es sich bei der allogenen SZT um eine so genannte Mini-Transplantation bei der keine Ganzkörperbestrahlung eingesetzt wird, auch die Chemotherapie ist nicht ganz so hochdosiert wie bei einer „normalen“ Transplantation. Bei der autologen SZT müsste ich genau dies mitmachen.


Noch ein Zusatz zum Verständnis: dass mein Bruder als Spender passt, hat den Vorteil, dass die Abstoßungsreaktion des Transplantates (gibt es bei jeder Tranplantation) geringer oder gar nicht auftreten kann. Es kann dabei aber auch passieren, dass die Möglichkeit der Heilung erstmal nicht eintritt, da auch seine Stammzellen die Tumorzellen als solche nicht bekämpfen. Die Infektionsgefahr und die damit verbundene Gefährdung lässt sich dadurch aber nicht vermeiden.

Wie geht’s weiter?
Ich bekomme am Montag die 3. Chemobehandlung stationär in Karlsruhe, so dann wird alles in die Wege geleitet. Sobald die Blutwerte wieder auf „Normalstand“ sind, werde ich in Ulm angemeldet und werde dort stationär aufgenommen. Eine Woche wird ungefähr für die Voruntersuchungen benötigt. Dann werden 5 Tage Chemotherapie gegeben und den darauf folgenden Tagen werde ich dann wohl das Transplantat also die Stammzellen meines Bruders erhalten. Danach wird „gewartet“ bis sich diese Ansiedeln und vermehren und sich mein Immunsystem wieder aufbaut. Der stationäre Aufenthalt dauert je nach Verlauf zwischen 3-4 Wochen.
Danach wird ständig kontrolliert und überwacht, dauert 3 – 6 Monate, eventuell folgt dann noch eine 4wöchige Reha-Behandlung. Je nach Wert kann es dann wieder langsam mit dem „normalen“ Leben losgehen.

Habe von dort auch noch einige schriftliche Informationen bekommen, die ich schon durchgearbeitet habe. Wie es scheint, ist sogar die Technik dort vorhanden um mein Laptop richtig benutzen zu können.


Das reicht Euch bestimmt mal fürs erste. Mir geht’s soweit gut, genieße unseren Aufenthalt am Starnberger See bis Samstag, denke an die Chemo am Montag und in wieder weiterer Entfernung an das, was dann in Ulm auf mich zukommt. Es ist zuweilen immer noch unreal.

Vielen Dank für die Mails und fürs Daumendrücken, leider will ich Euch davon noch nicht befreien J

Ganz liebe Grüße
Tanja

Dienstag, 13. September 2005

13.09.05

Von: Tanja Dopf [mailto:tanja.dopf@web.de] Gesendet: Dienstag, 13. September 2005 08:47Betreff: 13.09.05

Hallole,
leider hatte ich gestern keine Verbindung zum Internet, sonst hätte ich schon gestern von meinem Wochenende berichtet.
Bei dem eigentlich doch schönen Wetter (im Vergleich zu heute) ging es mir eigentlich auch wieder ganz gut. Und natürlich Marcus als Wochenendbonus, den ich dann ganz viel um mich haben darf und der mich immer so schön in den Arm nimmt und mir sozusagen den Rücken stärkt, das tut wirklich sehr gut.

Lese gerade über die Kraft der positiven Gedanken, was mich sicherlich was bringen wird. Wenn ich ein Buch gefunden habe, was nicht so viel mit der Krankheit an sich sondern auch für den „normalen“ Menschen interessant ist, kann ich Euch mal eine Empfehlung aussprechen. Auf jeden Fall ist das echt interessant. Klar, habe ich auch schon vorher gewusst, dass man mit einer optimistischen Einstellung weiter kommt und mehr vom Leben hat, aber wenn man mal liest, wie sich so was auch auf den Gesundheitszustand auswirken kann, ist es doch immer wieder erstaunlich.
Die besten Sprüche und Erkenntnisse daraus will ich mir in einem Büchlein notieren (bin doch so vergesslich).

Ansonsten bin ich schon aufgeregt vor morgen, weiß nicht, was man mir dort erzählen wird. Ob es viel Neues ist, ob es mich erschreckt oder beruhigt, wie es dort ausschaut und wie die Menschen dort sind…. Ich werde es sehen.

Vielleicht kann ich Euch auch im Laufe der nächsten Tage auch berichten, wie es war, auch wenn wir noch ein paar Tage in Bayern verbringen, ein Laptop haben wir dabei und können mailen, bin schon begeistert über die Technik und natürlich auch gespannt, ob das in Ulm auch möglich wäre.

Ganz viele Grüße

Tanja


Und hier einer meiner ersten Erkenntnisse für mein Buch:
„Falsche Hoffnung“ gibt es nicht!
Hoffnung ist ein psychologischer Vorgang, der stark macht, der absolut lebensbejahend ist. Hoffnung kann gesund machen!

(Das hat Annette Rexrodt von Fircks in ihrem Buch „…und flüstere mir vom Leben“ geschrieben)

Mittwoch, 7. September 2005

07.09.05

Von: tanja.dopf@web.de [mailto:tanja.dopf@web.de] Gesendet: Mittwoch, 7. September 2005 12:22
Betreff: 07.09.05

Hallo,
will mich mal wieder melden.

Um ehrlich zu sein, bin ich zwar ganz fit und munter, allerdings schaue ich nun doch etwas sorgenvoller drein. Nächsten Mittwoch fahre ich mit Marcus und meiner Mutter nach Ulm und hör mir mal an, was die Ärzte dort beim Beratungsgespräch meinen. Ich kann mir vorstellen, dass auch von dort die Notwendigkeit der Stammzellentransplantation dargelegt wird und ich mich dann auch endgültig dafür entscheiden werde. Es kann gut sein, dass es somit nur noch eine Chemobehandlung in Karlsruhe gibt und ich dann vielleicht Ende Oktober schon in Ulm bin. Und das beunruhigt mich so langsam.

Ich bin daher auch nicht mehr ganz so kontaktfreudig, was Ihr vielleicht schon gemerkt habt. Es fällt mir zwar nicht so schwer darüber zu reden, ich bin aber empfindlicher geworden, was ungetrübter Optimismus meiner Gesprächspartner anbelangt. Ich bin auch optimistisch, aber damit das Vorhaben gelingt, benötige ich außer meiner Kraft und meinem Willen, euren gedrückten Daumen und eurer Unterstützung auch noch das nötige Glück und Gottes Segen und das kann mir leider keiner garantieren.

Über Mails freu ich mich aber immer ganz doll.

Und übrigens war ich schon wieder beim Friseur (mit kurzen Haaren muss man da ja öfters hin) und jetzt sind sie richtig richtig kurz… J (keine Sorge, sind alle noch dran, nur nicht mehr so lang)

Wünsche Euch einen schönen Tag.

Liebe Grüße
Tanja

Montag, 5. September 2005

05.09.05

Von: Tanja Dopf [mailto:tanja.dopf@web.de] Gesendet: Montag, 5. September 2005 08:58
Betreff: Wochenende

Hallole,

will mich nur mal kurz nach dem Wochenende melden und sagen, dass es mir den Umständen entsprechend ziemlich gut geht. Habe das schöne Wetter genossen und gestern z.B. im Schlossgarten gelegen. Auch dass man abends ohne zehn Klamottenschichten draußen bleiben konnte, hat mir gut gefallen. Ich hoffe, Ihr habt es Euch auch gut gehen lassen.
Irgendwie ist es schon lustig, letztes Jahr habe ich meine Wochenenden so ziemlich alle mit Sport verbracht und hab mir keine ruhige Minute gegönnt, jetzt genieße ich dieses planlose Rumhängen auch, so als hätte ich letztes Jahr schon für dieses mitgearbeitet J

Habe heute auch schon mein Fitneßprogramm auf dem Stepper absolviert und radle nachher wieder zum Blutabnehmen. Habe beschlossen, mich auch um mentale Vorbereitung für einen längeren Krankenhausaufenthalt zu kümmern und will daher erstmal nicht stundenweise arbeiten, da mich dies letztes Mal doch zumindest auch zeitlich in Anspruch genommen hat und ich dann nicht alle Pläne ohne Stress umsetzen kann.

Wünsche Euch eine schöne Woche

Liebe Grüße
Tanja

Freitag, 2. September 2005

02.09.05

Von: Tanja Dopf [mailto:tanja.dopf@web.de] Gesendet: Freitag, 2. September 2005 11:43
Betreff: 02.09.05

Hallo Leute,
ja, es ist halb zwölf und hier kommt eine Mail von mir, was bedeutet, dass ich mein Laptop wieder habe, juhu. Endlich wieder ungestört mit dem eigenen Gerät surfen und mailen, wann ich will.

Gestern war echt ein erfolgreicher Tag ich bin beide Strecken (zu und von meiner Mutter nach Grötzingen) geradelt, habe auch mein Stadtfahrrad wieder straßentauglich machen lassen und beim Reparateur das Geld gelassen, das ich beim Verkauf meines Schreibtisches eingenommen habe. Den Schreibtisch hat Marcus für mich bei ebay eingestellt und er wurde für 57 EUR gesteigert und gestern gleich abgeholt. Und dann habe ich mein Laptop wieder bekommen. Echt ein guter Tag.

Blutwerte bekomme ich erst heute mitgeteilt, aber soweit geht es mir eigentlich echt gut. Auch die Hitze finde ich garnoch nicht so schlimm, gestern Abend war ich sogar noch im Biergarten. Wenn ich mich mittags hinlege, kann ich aber immer noch recht schnell einschlafen, woran ich dann merke, dass ich nicht die Alte bin auch wenn ich mich alt fühle J

So, jetzt wünsche ich Euch ein ganz tolles Wochenende, genießt aufmerksam und freut Euch über das schöne Wetter.

Liebe Grüße
Tanja