Donnerstag, 6. April 2006

Die Stillung des Sturmes



Die Stillung des Sturmes
35Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Laßt uns hinüberfahren. 36Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm. 37Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, so daß das Boot schon voll wurde. 38Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, daß wir umkommen? 39Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille. 40Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? 41Sie aber fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam!




Das Bild von der Stillung des Sturmes ist für mich ein Bild mit dem ich die Zeit der Krankheit und Gesundung (die noch nicht ganz abgeschlossen ist) sehr gut beschreiben kann.

Nach dem fest stand, dass die Chronisch Lymphatische Leukämie, die bei mir festgestellt wurde, so aktiv ist, dass eine Behandlung notwendig ist und, dass eine „einfache“ Chemotherapie nicht ausreicht, so stand ich vor der Entscheidung der Stammzellentransplantation mit eigenen oder fremden Stammzellen. Die Entscheidung war nicht leicht, denn das Risiko bei fremden Stammzellen nicht zu Überleben liegt bei 10% während die Transplantation von eigenen Stammzellen nur ein Risiko von 1% birgt. Auch wenn mir bewusst war, dass die Chancen im Vergleich zu anderen Kranken mit beiden Möglichkeiten immer noch sehr gut standen, zumal ich die Zellen meines Bruders bekommen konnte, so kam ich nicht umhin, mich vor der ganzen Geschichte zu fürchten und um mein Leben zu bangen.

Ich stellte verschiedene Überlegungen an: von den äußeren Umständen war alles perfekt, ein mit-tragender Freund, Freunde und Familie, die zu mir hielten und nicht durch andere Probleme belastet waren, ein sicherer Arbeitsplatz. Doch wenn die Entscheidung falsch gewesen sein sollte, so wäre mein Leben beendet gewesen. Und dann???

Irgendwann besann ich mich darauf, was es heißt, ein Christ zu sein. So ein Quatsch, sagte ich mir, Angst zu haben, vor der großen Leere nach dem Tod. Schließlich glaube ich schon 32 Jahre an Gott und an ein Leben nach dem Tod, nichts wäre vorbei, es wäre nur anders und darauf muss ich vertrauen. Diese Einsicht hat mich getröstet.

Eigentlich war ich mir schon sicher, den gefährlicheren Weg gehen zu wollen, als ich in einem Wort zum Tag im Radio den Satz hörte: „Wer sein Leben zu erhalten sucht, der wird es verlieren; und wer es verlieren wird, der wird es gewinnen.“ (LK 17,33)
Irgendwie war mir das ein Hinweis, der besagte, dass wenn ich versuche, den einfachen Weg zu gehen und mich krampfhaft am Leben festhalte, dass ich damit nicht so weit komme. Und wenn ich bereit bin, es aufzugeben, dann werde ich es erhalten. Hier oder nach dem Tod (von letzterem bin ich nicht so ausgegangen).
Damit konnte ich auf Gott vertrauen. Und die Entscheidung stand fest und ich hatte keine Zweifel mehr.

Schwierig wurde es noch mal direkt bei der Aufnahme ins Krankenhaus, da hatte ich am Tag zuvor einen Bericht gesehen, in dem eine junge Frau fremde Stammzellen bekommen hatte und den Kampf gegen akute Leukämie nicht gewonnen hat. Auch diese junge Frau war stark im Glauben, was meine Zuversicht auf Gottes Hilfe ins Wanken brachte.
Im ersten Gespräch mit Dir, Albert, erklärtest Du mir, dass Gott mir vielleicht sagen wollte, dass ich trotzdem achtsam und vorsichtig mit mir umgehen sollte und dass seine Pläne von den Menschen nicht durchschaut werden können. Aber ich solle auf ihn Vertrauen.

Im Nachhinein kann ich auch hier im Hintergrund das Bild von Jesus im Boot sehen, der seinen Jüngern sagt, dass sie doch glauben und deshalb Vertrauen haben sollen. Und tatsächlich konnte er auch den Sturm stillen.

Als es um die Angst ging, dass Komplikationen wie Fieber auftreten können, was relativ wahrscheinlich war, gabst Du mir dann direkt eine Zeichnung, die Jesus und die Jünger im Boot mitten im Sturm darstellt. „Du kannst es machen wie Jesus – auf Gott vertrauen und dich schlafen legen, bis der Sturm vorüber ist. Du kannst auch gegen den Sturm kämpfen, wie die Jünger, das wäre nur natürlich und menschlich, aber Du kannst auf Gott vertrauen.“ So ungefähr war Deine Aussage. Das Fieber kam, ich war ruhig und konnte im Vertrauen mich ausruhen und vom Fieber erholen ohne große Angst zu haben. Bestimmt lag das auch daran, dass ich das Bild über meinem Bett hängen hatte, es immer betrachten konnte und dass es über mir wachte. So wie mein Kreuz, das ich bei der Kommunion erhalten habe.

Heute habe ich die meisten Hürden genommen und bin froh, wie alles gelaufen ist und wer mir alles geholfen hat. Spannend war, festzustellen, dass es mehr Menschen in meinem Umfeld gibt, die den Glauben im Gebet praktizieren und mich in Ihrem Gespräch mit Gott eingeschlossen haben oder eine Kerze für mich angezündet haben als ich dachte. Viel mehr Menschen. Und es hat mir Kraft gegeben.

Gebete und positive Gedanken anderer können auch helfen, selbst wenn man nicht daran glaubt, um so mehr haben mir die vielen Gedanken und Gebete geholfen, da ich daran glaube.

Ich bin mir inzwischen sicher, dass mir auf meinem Lebensweg immer wieder Dinge passieren oder Menschen begegnen, die mir weiterhelfen und mich ein Stück begleiten. Für mich ist das schon lange kein Zufall mehr sondern Gottes Güte und Wille. Und die Krankheit ist für mich eine Aufgabe, die ich lösen muss, aber auch dabei bin ich nicht alleine.
Danke

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